Förderung für die Jüngsten – auch in Corona-Zeiten

„Daumen hoch“ für gebrauchtes Spielzeug – die Frühföderung der Lebenshilfe will dieses  weitergeben, damit Kinder aus finanzschwachen Familien auch in der Corona-Krise etwas Abwechslung und Förderung erhalten.

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Was ist mit den Jüngsten der Gesellschaft?

Wo bleiben Kinder und deren Familien, die in Zeiten von Corona-Konzepten nicht aufgezählt werden? Wie geht es weiter für Kinder im Kindergartenalter mit oder ohne eine Behinderung? Das sind Fragen, die viele Familien beschäftigen. Da steht nicht in erster Linie nur die Frage nach der Betreuung während die Eltern (meist von zu Hause) arbeiten dürfen, sondern es sind die vielen Wochen und vielleicht auch Monate die noch kommen werden, in denen Kinder nicht, wie gewohnt, gefördert werden.

In einem Interview hat Anika Billerbeck mit Werner Schemm, dem Leiter der Interdisziplinären Frühförderung der Lebenshilfe Schwabach-Roth e.V. die derzeitige Situation durchgesprochen. Er kennt die jungen Kinder bis zum Kindergartenalter und die Sorgen, die deren Familien umtreiben.

Herr Schemm, wie sehen sie die derzeitigen Ausgangssperren, Kita-Schließungen etc. durch die Corona-Krise, für die Entwicklung der Kinder und Säuglinge, die Sie betreuen?

Ich betrachte die Situation mit großer Sorge. Es ist für die Familien ein riesiger „Stresstest“. Die Eltern leisten zwar Großartiges, können aber die sozialen Kontakte und Anregungen der Kinder durch den Kindergartenbesuch nicht gleichwertig ersetzen. Zumal sie oft zusätzlich im Home-Office sind und /oder Schulkinder durch Home-Schooling unterstützen müssen. Aus den Kontakten mit Eltern, die wir trotz verfügter Schließung aufrechterhalten, erfahren wir, dass die Eltern gerade in dieser Ausnahmesituation die persönliche Unterstützung und Beratung durch die Mitarbeiterinnen der Frühförderung ebenso vermissen wie die Förder- und Therapiemaßnahmen für ihre Kinder.

Welche Konzepte können Sie Familien und deren Kindern anbieten, die sonst von der Frühförderung betreut werden?

Wir haben uns sehr schnell daran gemacht alternative Lösungen in der Beratung und Förderung zu entwickeln. Die Eltern wurden angerufen um Ihnen zum einen zu sagen, dass wir natürlich bei Fragen und Problemen als Ansprechpartner weiter zur Verfügung stehen. Dazu haben wir auch auf unserer Homepage unter dem Motto „Positives für Eltern“ umfangreiche Information zur Verfügung gestellt:

Wichtige Kontaktadressen, Bezugsquellen für finanzielle Unterstützung oder sonstige (hoffentlich) nützliche Informationen. Darüber hinaus Spiel- und Basteltipps um die Kinder zu beschäftigen, zu fordern und zu fördern.

Außerdem bieten wir auch Videogestützte Beratung an, und geben den Eltern auf ihr Kind zugeschnitten „Hausaufgaben“ damit die Corona-bedingte Unterbrechung an Förderung und Therapie zumindest ein Stück abgemildert werden kann. 

Für wie groß halten Sie den Schaden, den Kinder durch die derzeitige Situation in ihrer Entwicklung erhalten? Es geht hier ja nicht nur darum, dass Kinder nicht betreut werden, sondern ihnen fehlen persönliche Kontakte, Erlebnisse und natürlich auch ihre Förderung.

Das Ausmaß lässt sich natürlich quantitativ kaum messen. Dass den Kindern aber etwas verlorengeht, dass das nichtvorhandensein sozialer Kontakte, das erzwungene Ausbleiben der Entwicklungsförderung mit den Kinder „etwas macht“ bezweifeln Fachleute aus dem Elementarbereich aber keinesfalls.

Haben Sie Tipps, wie Kinder die fehlenden Kontakte mit anderen Kindern etwas ausgleichen können?

Hier empfehlen wir in erster Linie digitale Methoden mit Spielkameraden oder Großeltern zu kommunizieren, damit diese Bindungen soweit wie möglich auch als Ressource im Alltag weiterhin zur Verfügung stehen.

Was können Eltern tun, diese sind gerade ja sowieso sehr gefordert, aber gibt es hier leicht umzusetzende Tipps?

Dadurch, dass ja auch Spielplätze gesperrt sind, fällt ja leider auch der sonst leicht umzusetzende Tipp sich und den Kinder dort etwas „Auslauf“ von den eigenen vier Wänden zu geben, weg.

Wer die Möglichkeit hat, kann aber stattdessen auch mal wieder einen Waldspaziergang machen, dort mit den Kindern Naturmaterial sammeln und das dann wiederum zum Spielen und Basteln nutzen.

Welche Angebote hat die Frühförderung noch weiterhin in Planung, um auch noch weitere Wochen mit den Familien überbrücken zu können?

Wir werden unser Angebot noch ausbauen und verfeinern, um auch weiterhin ohne persönlichen Kontakt eine Unterstützung und Beratung leisten zu können. Dazu gehört auch unsere neueste Idee, Eltern mit Spielmaterialien für ihre Kinder zu versorgen.

Hintergrund ist, dass viele Familien die derzeitige Situation nutzen, um ihre Keller oder Dachböden zu räumen. Das dort gefundene und gut erhaltene Spielzeug kann einen großen Wert für viele unserer Familien darstellen. Denn nicht alle Eltern sind finanziell in der Lage, ihre Kinder mit immer wieder neuem Spielzeug zum Spielen zu animieren.

Hier wollen wir ansetzen: Vor dem Eingang der Frühförderung wird in Zukunft eine Kiste stehen, in die Familien guterhaltenes Spielzeug und Bücher stellen können, nach Reinigung und Zusammenstellung werden dann die Mitarbeiterinnen der Frühförderung dieses kontaktlos an Familien weitergeben, die ihre Kinder damit nicht ausreichend versorgen können.

Was würden Sie als Lösung für die Jüngsten der Gesellschaft vorschlagen? Hätten Sie Konzepte im Hinterkopf, wie die Probleme der kleinen Kinder etwas gelöst werden könnten?

Eine schwierige Frage, gerade unter den aktuellen Bedingungen, und der Ungewissheit wie sich die nächsten Wochen entwickeln. Bezogen auf unseren Tätigkeitsbereich und die jetzige Situation, wünsche ich mir einfach, dass von der Politik die Nöte der Eltern und Kinder gesehen werden, und eine Lockerung der Beschränkungen für Kindergärten und Frühförderstellen erfolgt. Das wäre ein erster, aber wichtiger Schritt um besonders den Kleinsten die Unterstützung zu geben die sie brauchen und verdienen.

Vielen Dank für das Interview!

Unter www.fruehfoerderung-schwabach.de finden Sie alle notwendigen Hinweise und Tipps.