Zeichen für Inklusion

Gerade jetzt

Pressemeldung von Anika Billerbeck anlässlich des Europäischen Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung.

Endlich sind wir in der „neuen Normalität“ angekommen. Wir wissen, dass wir nicht spontan in den Urlaub kommen, dass wir, wenn überhaupt zum Shoppen einen negativen Corona Test benötigen oder uns nur noch online mit Freunden verabreden können. Seit mehr als einem Jahr ist das für uns so.

Doch es gibt Menschen, die schon ihr ganzes Leben mit Einschränkungen verbringen. Sie können nie spontan in ein Restaurant gehen, sondern müssen vorher in Erfahrung bringen, ob es z.B. barrierefrei gebaut ist, ob es eine barrierefreie Toilette gibt oder einen Aufzug. Mit diesen Einschränkungen müssen Menschen mit Behinderung meist ihr ganzes Leben klarkommen. Damit das in Zukunft anders wird, wurde vor 29 Jahren der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung eingeführt. Er soll aufzeigen, dass nicht nur Integration das Ziel unserer Gesellschaft sein muss, sondern Inklusion, dass also alle gemeinsam am gleichen Leben teilhaben können.

Deshalb, und vielleicht auch aus den eigenen Erfahrungen mit den Einschränkungen durch die Pandemie will die Lebenshilfe Schwabach-Roth e.V. am Protesttag am 05. Mai auf die immer noch bestehenden Hürden im Alltag hinweisen. Wer die Aktion unterstützen will, klebt als Zeichen den Aufkleber für Inklusion auf seine FFP2-Maske.

Aufgaben für die weitere Inklusion

Die Offene Behindertenarbeit (OBA) hat in den letzten 10 Jahren schon viel für die Inklusion getan, jedoch noch nicht alle Ziele erreicht, die die UN-Behindertenkonvention vorsieht. Aus Programmen für Menschen wurden Programme von Menschen für sie selbst. Die Inhalte und Programmpunkte entstehen aus den Wünschen der Teilnehmer*innen selbst und erfüllen so die Wünsche an Teilhabe in Freizeit und Bildung. Auch im Familienunterstützenden Dienst (FUD) wurden die individuellen Fähigkeiten mehr in den Vordergrund gestellt und die Teilhabe im jeweiligen Sozialraum als oberstes Ziel angesehen. Die Programme der OBA, die auch über die VHS in Schwabach und Roth buchbar sind zeigen aber deutlich, dass bis jetzt auch immer noch keine Inklusion zu 100% erfolgt ist. Immer noch fehlen Anmeldungen von nichtbehinderten Menschen. Die Aufgabe der OBA bleibt eine selbstbestimmte, selbstständige und unabhängige Lebensführung.

So ähnlich sieht es auch die Lebenshilfe Bayern: „Corona erschwert Teilhabe und gefährdet Inklusion.“ Barbara Stamm, die Landesvorsitzende der Lebenshilfe Bayern meint: „Deshalb müssen wir uns in Pandemie-Zeiten weiterhin aktiv für die Gleichstellung und nötige Unterstützung von Menschen mit Behinderung einsetzen.“

Honorata Martinus, Leitung Offene Behindertenarbeit

Honorata Martinus, Leiterin der OBA der Lebenshilfe Schwabach-Roth e.V.: „Die Menschen merken in diesen Zeiten, wie es ist, ständig eingeschränkt zu sein und richten in Zukunft hoffentlich mehr Augenmerk auf die Inklusion. Durch Corona sind Menschen mit Behinderung fast vollständig aus dem Blickfeld verlorengegangen – sie bleiben zu ihrem Schutz meist nur noch zu Hause. Wir hoffen, der 5. Mai zeigt, dass hier etwas passieren muss.“

Auch Christian Busch, Bereichsleiter Wohnen der Lebenshilfe Schwabach-Roth e.V., sieht das größte Potenzial für Inklusion im Freizeitbereich. Hier ist es wichtig, dass die Kooperationen z.B. im Bereich von Sport und Musik wiederaufgenommen werden. Die Kooperation mit dem Theatrum-Mundi Ensemble e.V. mit einer Wohngruppe ist hier zum Beispiel ein wichtiger Baustein, um selbstbestimmt am Leben teilzunehmen. Diese Bereiche pausieren gerade alle – das Wichtigste wird es sein, diese wieder auf zu nehmen. Aber ebenso die größte Herausforderung, so Christian Busch. „Unsere Bewohner*innen verstehen nicht alle die immer noch geltenden Maßnahmen und können Sie auch nicht einhalten, so werden wir hier für Toleranz und Rücksicht werben müssen, um einen Neustart nach der Pandemie erreichen zu können.“

Christian Busch, Leiter des Bereichs Wohnen der Lebenshilfe Schwabach-Roth e.V. sieht großes Potenzial der Inklusion vor allem im Freizeitbereich.

Der echte Kontakt fehlt

In der Interdisziplinären Frühförderung wird Inklusion als immer fortwährender Prozess gesehen, der wahrscheinlich nie abgeschlossen sein wird, weil sich immer wieder neue Veränderungen ergeben, auf die reagiert werden muss.

Ein großes Anliegen der Interdisziplinären Frühförderstellen ist es, die Möglichkeit zu bekommen, den Übergang der Kinder in andere Einrichtungen nach dem Ende der Frühförderung begleiten zu können. So könnte ein intensiver Austausch des über das Kind vorhandenen Wissens z.B. mit Lehrern*innen und der weitere Kontakt von Eltern und Kinder mit den Ihnen oft lange vertrauten Fachkräften der Frühförderung dabei helfen, dass die Inklusion der Kinder im Schulbereich besser gelingen kann.

Die durch Corona bzw. den damit einhergehenden Hygieneauflagen eingeschränkten Möglichkeiten, Kinder und Eltern im persönlichen Kontakt zu fördern bzw. zu beraten wirken sich bei Kindern mit drohender oder vorhandener Behinderung besonders deutlich aus. Zum einen weil gerade bei Ihnen der regelmäßige und persönliche Kontakt und die vertrauensvolle Beziehung zu „ihrer“ Förderin /Therapeutin für ihre Lernentwicklung besonders wichtig ist. Zum anderen weil sie durch ihr Alter oder ihre Entwicklungsdefizite oft gar nicht in der Lage sind, die seit Beginn der Corona-Pandemie als Alternative vorgehaltenen Förder- und Therapieangebote per Telefon oder Video auch entsprechend nutzen zu können. Oft ist es auch eine Gratwanderung, wenn solche Hilfen oder auch „Hausaufgaben“ in Papierform den Eltern angeboten werden. Einerseits wissen viele es sehr zu schätzen, dass sich gekümmert wird, anderseits ist auch das eine weitere Belastung in den bereits äußerst geforderten Familien.

Werner Schemm, Leiter der Interdisziplinären Frühförderstelle, sieht Inklusion als einen stetigen Prozess. Barrieren baulicher Art konnten in der Frühförderung in Schwabach und Roth vollkommen abgebaut werden – Kinder, die nicht sprechen können mit Unterstützter Kommunikation (UK) begleitet werden. Barrieren bestehen derzeit noch bei Eltern und Kindern, deren Muttersprache nicht Deutsch ist.

Christoph Hanke, Leiter der Interdisziplinären Heilpädagogischen Tagesstätte, sieht die Weichen für die Inklusion der Kinder in der Heilpädagogischen Tagesstätte als gestellt. Da viele Kinder unterschiedliche Bedarfe zeigen, ist es Aufgabe der HPT ihnen individuell abgestimmte Möglichkeiten und Förderung in Hinblick auf eine weitreichend gelingende Inklusion zu bieten. Dies bedeutet eine regelmäßige Überprüfung der Konzepte und eine Weiterentwicklung bei der Umsetzung.

Durch die Corona-Pandemie wurden viele Präsenzveranstaltungen nicht mehr möglich, so dass vor allem die interdisziplinäre Arbeit in der HPT sehr darunter leidet. Dabei ist es wichtig, neue Kommunikationswege zu suchen und zu ermöglichen, um die Förderung der Kinder und Jugendlichen durch zielorientiertes Arbeiten zu gewährleisten.

Unter www.lebenshilfe-schwabach-roth.de finden Sie die Bilder von allen Unterstützern der Aktion. Aufkleber erhalten Sie in der Geschäftsstelle der Lebenshilfe in der Ansbacher Str. 15.

Wir freuen uns, wenn wir gemeinsam in der Region die Inklusion weiter voranbringen.

Christoph Hanke, Leiter der Interdisziplinären Heilpädagogischen Tagesstätte, sieht die Weichen für die Kinder für Inklusion gestellt. Technische und bauliche Voraussetzungen für mehr Barrierefreiheit, Teilhabe und Förderung müssen dringend überarbeitet werden.

Weitere Links und Informationen zum Protesttag am 5.Mai

Hier finden Sie das Video der Arbeitsgemeinschaft OBA Roth-Schwabach (ab 05.05.2021 um 19:00 Uhr) https://www.youtube.com/channel/UCO4joyXT_8D61uZZ9UYPycw

Hier finden Sie die Pressemeldung zum Fotowettbewerb der Arbeitsgemeinschaft OBA Roth-Schwabach

Hier finden Sie weitere Informationen zum Protesttag der Aktion Mensch